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Geschichte

Auf dieser Seite finden Sie ein paar interessante Ereignisse für das Gasterntal chronologisch aufgeführt. Weiter unten finden Sie einen Abschnitt über den Kanderfirn sowie diverse Sagen, wie die Sage von der Gfelalp.
Seit 1822 wird anlässlich der Gasternpredigt die Gasternchronik geführt. Sie finden unten eine Zusammenfassung wichtiger Ereignisse, welche niedergeschrieben wurden wie auch eine Transkription der Chronik.

Chronologie

1374: Urkunde
Erblehensvertrag vom 23. Juni 1374: Der Kirchherr von Frutigen gibt die Güter seiner Kirche im Gasterntale einigen Bauern zu Lehen.

Ruof (Rudolf) an der Kander und Peter, Sohn von Wilhelm an der Kander, gesessen im Gasterntal, bekennen, für sich und eine Reihe von Mithaften die Güter der Kirche Frutigen im Gasterntal auf Lebenszeit der beiden Trager vom Frutiger Kirchherrn Rudolf von Weissenburg zu Lehen empfangen zu haben.

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Wir Ruof an der Kander und Peter, Willcms sun an der Kander, gesessen in Gastron in der parrochie von Frutingen in Losner bistom, vergehen offenlich und tuen kunt alrmenlichen mit disem briefe, sid der erwirdig man herr Ruodolf von Wissenburg, kilch-herre ze Frutingen, úns die gnade erzouget und getan het, daz er úns zwein an únser stat und an dirre nachgeschribner únser gerneindern stat, mit namen Ruofz, Willems suns an der Kander, Peters Synnigen, Jaggis Guoten, Martins Gorners, Jaennis Tatzers, Michels, Walthcrs Anthonien und Johanses genemt an der Kander, ze rechtem lene recht und redlich verlúhen hat siner der egen. kilchen von Frutingen gueter, gelegen und geheissen in Gastron vorgn., von dem Getúlle in untz an die gletscher, mit húsern, mit hofstetten, mit grúnden, mit graeten, mit bergen, mit alpen und mit aller zuo gehoerde, alz och der brief stat, den er uns dar umb gegeben hat, so vergehen wir offenlich, daz wir zwene, Ruof und Peter, mit rate, wissende, willen und gehellunge der egen. unsrer gemeindern dú vorgn. gueter emphangen haben und úns verlúwen sint in aller der forme und in allen dien gedingen, alz hie nach gescriben stant. Mit narren dez ersten, so súllen wir die vorges. zwene, Ruof und Peter, an unser stat und an Unser der egen. gemeindern stat dem vorgen. kern Ruodolf oder sinen nachkomen von dien vorges. guetern iaerlich uff sant Martins tag ze zinse geben ane uffzog mit namen vier guot urfuor mit der wollen, ein phunt phaeffers, saechs kaese genemmet vatscherey und zehen phunt alter kleiner phen., ane geverde, guoter und gemeiner im lande. Und wenne under úns zwei einer erstirbet, wedrer das ist, so sol mit rechten gedingen der halb teil úber und úber der vorges. Verlúhenen guetern mit aller siner zuogehoerde der egen. kilchen ze Frutingen vrii, lideklich und ler gevallen sin und súllent und múgent von des hin der egen. kilcherre, herr Ruodolf, oder sin nachkomen den selben teil mit aller zuogehoerde besetzen, entsetzen und lihen weme si wellent alz och andrú vriie und lidigú kilchen gueter, ane alle unser und menlichz widerrede und geverde. Och ist ze wissende, wenne wir zwene beide ersterben, so súllent dú vorgen. verlúwnú gueter in Gastron der egen. kilchen ze Frutingen elleklich und gentzlich úber al mit aller zuogehoerde vrii, lidig und ler gevallen sin mit rechten gedingen, und sullent dar nach die vorges.únser gemeinder und och nieman anders me dar an weder teil noch gemein me han und súllent von deshin der egen. kilchcrre, herr Ruodolf, oder sin nachkomen dú vorgn. gueter in Gastron liberal elleklich mit aller zuogehoerde besetzen, entsetzen und lihen, wem su wellent alz och andrú vriie und lidigú kilchen gueter, und sol inen des nieman vor sin, und súllent von deshin tot und ab sin alle die schirme, vriieheit und helfe, briefe, allú dú kraft und gcdinge súllent der vorgn. kilchen ze Frutingen unschedlich sin, so ie da har untz uff disen hútingen tag, alz dirre brief geben ist, umb das vorg. tal Gastron gueter und rechtung in keinen weg gevertiget und gelouffen sint, ane alle geverde. Und in aller der wise und forme, alz hie vor gescriben stat, so loben wir die vorg. zwene, Ruof an der Kander, Peter, Willems sun an der Kander, und mit inen wir iro gerneinder, alz wir hie vor genemt und verscrieben sin, fúr úns und fúr unser erben unverscheidenlich, allú disú vorges. ding und gedingú in aller der wise, alz si hie vor gescriben stant und gelútert sint, bi guoten truwen stant und veste ze habenne und niemmer da wider ze redenne noch ze tuonde, weder heimlich noch offenlich, und niemanne ze gehellenne noch ze gestanne, der hic wider tuon oder reden woelte in keinen weg, ane alle geverde. Dirre dinge sint gezúge Johans Brabant, Peter Grischo, Claus Schlegel, Peter Tschachtlan, der weibel, Claus Martis von Frutingen und ander vil. Und ze einem offenn urkúnde aller dirre vorgescribner dingen so haben vor an wir, die vor-genanten Ruof und Peter, und dar nach wir, die vorges. ir gemeinder, alz wir hie vor gescriben und genemt sin, haben wir enander erbetten die bescheidenen manne mit namen Willemen von Ansoltingen, edelnknecht, tschachtlan ze Frutingen, und Thomaten im Rorbache von Frutingen, daz si iro ingesiglú fúr úns har an gehenket hant, das och wir die vorgn. Willem von Ansoltingen und Thomat im Rorbach dur ir aller bette getan haben an disen brief, der geben wart an sant Johanses abende ze súngricht, do man zalt vou gottes gebúrt (gebúrt) drúzehenhundert sibentzig und vier iar.

Dieser Erblehensvertrag von 1374 wurde mit Vertrag vom 30. August 1464 zwischen dem Kloster Interlaken und den Bewohnern des Gasterntales, unter ihnen „Hensli Jörien und Christinen Jannen Müllers sel. Kinden" bestätigt.

Abschrift aus:

Fontes rerum Bernensium: Bern's Geschichtsquellen, IX, S. 397 ff. Nr. 859. Bern: Verlag von Karl Stämpfli, 1877-1956.

Staatsarchiv des Kantons Bern

1464: Urkunde
Das Gasterntal wird in einer weiteren Urkunde erwähnt:

Hans (Johann) Jennelli, Peter Bühler und Mithafte bekennen, vom Kloster Interlaken und vom Kirchherrn zu Frutigen, Peter Elpach, alle Güter der Kirche Frutigen im Gasterntal um 10 Pfund Pfennige jährlichen Zinses zu Erblehen empfangen zu haben.

Staatsarchiv des Kantons Bern

1696: Gasternbibel
Die Gasterer erhalten von Ulrich Thormann eine Piscator-Bibel von 1684 geschenkt. In der Bibel ist eine handschriftliche Widmung enthalten:

Gott dem Allmächtig und Allgütigen zu Lob und zu Beförderung Seines Heiligen Namens Ehr, Verehre ich Unterschriebener denen ehrsamen und bescheidenen Einwohnern des wilden Thals Gasteren ins Gemein diß Buch, in welchem begriffen ist das heilige Wort und Willen des Allmächtigen Gottes, der einzige Trost unßerer unstärblichen Seelen, die gnädige Verheißung unserer Erlösung und Säligkeit wodurch der Heilige Geist der Starke Finger Gottes aller Außerwelten Härz berührt und uns versichert der unendtlichen Liebe und Barmherzigkeit die Er in Christo Jesu bewisen hat.
Und wünsche hiermit von Härzen, daß durch Läsung dieser heiligen Bibel, diese Einwohner zunehmen in der Erkantnus in welcher besteht daß Ewige und Sälige Leben. Amen.
Ullrich Thormann alt Gubernator zu Ällen, Rächstsprächer in der hohen Appelation Kammer des Wältschen Landes, dißmaliger Besitzer des Einsamen Haußes Ralligen, patricius der Stadt Bärn.
Im Jahr als Ich auf Bewilligung der Oberkeit zur Befürderung deß gemeinen Nutzens und der Commercien mit Hilff Herren Abraham von Graffenriedt des grossen Rats, Haubtmann über ein Compagny auszüger die Straß über den Gasterenbärg biß an die Wallis-gräntzen gegen Lätschen aufgericht hab, war daß Jahr nach Christi unseres Erlösers und Säligmachers geburth Eintaußent Sechshundert Sech sund Nuentzigste.

MDCLXXXXVI

Es soll diese Bibel allezeit verbleiben inhanden des Eltesten Hausvaters oder Hausmutter derjenigen, so dass gantze Jahrauss in Gasteren Wohnen.

Die Gasternbibel ist eine Piscator-Bibel, benannt nach dem elsässischen Theologen und Bibelübersetzer Johannes Piscator. Seit der Reformationszeit hatte der Staat Bern für die Versorgung der Bevölkerung mit Bibeln Verantwortung übernommen. Es bestand darum ein Depot mit Lutherbibeln. Da Bern aber doch stärker mit den Reformatoren Zuwingli und Calvin verbunden gewesen war als mit Luther, wurde im 17. Jahrhundert nach einer andern Bibelübersetzung Umschau gehalten.

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Zürich hatte mit der Zürcher Bibelübersetzung, welche der Reformator Zwingli zusammen mit sprachkundigen Theologen gemacht hatte, ein starkes Übergewicht, und Bern wollte sich dem eigentlich nicht gerade unterziehen, auch als die Zürcher Bibel neu herauskam. Bern versteckte seine Zurückhaltung unter der Forderung, seine Mitherausgabe könne nur unter der Bedingung geschehen, dass alle reformierten Orte mitmachen würden. Dabei war aber von vornherein klar, dass Basel und Schaffhausen an der Lutherbibel festhalten würden. Die Nachfrage nach Bibeln hatte in jener Zeit im Bernervolk stark zugenommen. Bern kam dann auf die Bibelübersetzung von Piscator. Der war nach Luther und Zwingli der dritte Bibelübersetzer in deutscher Sprache. Piscators Bibelübersetzung war in Deutschland schon herausgegeben worden und Studierende aus Bern hatten solche Bibeln auch mit nach Hause gebracht. Die Übersetzung hatte Piscator sehr sorgfältig nach den ihm zur Verfügung stehenden hebräischen und griechischen Urtexten in die deutsche Sprache übertragen.
Schon in der Schulordnung von 1616 hatte die bernische Regierung verfügt, dass die Studierenden jeden Tag ein Kapitel aus der Piscatorbibel zu lesen hätten, wohl als Andacht und zur Förderung der Bibelkenntnis.
Die Piscator Bibelübersetzung zeichnete sich aus durch möglichst präzise Wiedergabe der Urtextes in deutscher Sprache, was manchmal auf Kosten der Schönheit des sprachlichen Ausdruckes geschehen musste. Sein höchstes Prinzip war, den Sinn der Ursprache wiederzugeben.
1681 entschied sich die bernische Regierung für die Piscatorbibel als offizielle Staatsbibel, trotz der Auseinandersetzung mit den kirchlichen Behörden, wegen gewissen sprachlichen Unschönheiten.
Professor Rudolf erhielt den Auftrag, die Einleitungen und Anmerkungen Piscators zu überarbeiten und zukürzen. Von der staatlichen Druckerei von Gabriel Thormann wurde eine Offerte ausgehandelt, und dessen Verlag sollte auch den Vertrieb der Bibeln besorgen.
Von der ersten Auflage von 5000 Exemplaren wurden 100 Bibeln auf besseres, 60 Exemplare auf rein weisses Papier gedruckt. Die Auslieferung begann 1684. Der Preis war so angesetzt, dass sich möglichst alle Bürger eine solche Bibel leisten konnten. Die 22½ Batzen wurden als günstig erachtet.
Als in den Sommermonaten 1696 bis 1698 eine Kompanie Soldaten unter anderem unter der Leitung von Major Ulrich Thormann, dem einstigen bernischen Landvogt von Aigle im Wallis, der alte Saumpfad über den Lötschenpass wieder hergestellt wurde, um damit die Überquerung des Lötschengletschers zu umgehen, fiel Thormann auf, dass die Leute von Gastern überhaupt keine Bibel besassen. Sie lebten in diesem kleinen Dörfchen weit weg von der Talkirche in Frutigen und wohnten damals das ganze Jahr in der Abgeschiedenheit ihres Bergtales.
Da Ulrich Thormann ein Vetter des Bibeldruckers Gabriel Thormann in Bern war, schenkte er den Leuten von Gastern ein Exemplar jener ersten Bibelausgabe, ein Folioband von 1684. Das geht aus der Widmung hervor, die er auf die erste leere Seite jener Bibel schrieb. Er verfügte, dass stets der älteste Hausvater oder die älteste Hausmutter für diese Bibel verantwortlich sein sollte. Für den Gottesdienst im Gasterntal (Gasternpredigt) wird bis heute jeweils diese diese Bibel verwendete. Auf hinteren leeren Seiten und heutzutage in einem separaten Buch sind ab dem Jahre 1822 regelmässige Eintragungen über den Gottesdienst, den Predigttext, Besucherzahl und wichtigste Ereignisse im Gasterntal gemacht worden. Als der Bundesrat im Präsidialjahr des Kanderstegers Adolf Ogi eine Reise ins Gasterntal unternahm, haben die Ratsmitglieder sich mit ihren Unterschriften vorne in der Gasternbibel eingetragen.
Die Piscatorbibel, die nur noch mit diesem Exemplar im Gasterntal in regelmässigem Gebrauch steht, hat im Bernbiet dann ihre eigene Geschichte gehabt. Die Predigerordnung von 1748 verlangt, dass für öffentliche Lesung, das heisst als Grundlage für Lesungen und Predigt im Gottesdienst, nur die Piscatorbibel verwendet werden dürfe. So galt während 160 Jahren in Unterricht und Gottesdienst nur die Bibelübersetzung Piscators als offizielles und staatlich verordnetes Unterrichtsmittel.
Da aber bei Neudrucken durch Überarbeitung manche Texte der Luther-Bibelübersetzung angepasst worden sind, verlor die Piscatorbibel ihre Einzigartigkeit. Von 1820 an wurde die Piscatorbibel nicht mehr vom Staat, sondern von der 1802 gegründeten Bernischen Bibelgesellschaft herausgegeben, damals schon in kleinerem Format (U. Junger, Die Gasternbibel - eine bernische Piscatorbibel, Pfarrer, Kandersteg, o.D.).

Piscator Bibel Gasterntal
Gasternbibel
Gasternbibel Ulrich Thormann Widmung

Abbildungen: Ausschnitt Titelseite der Piscator-Bibel von 1684 (A. Michael, 2014), in Rindsleder eingefasste Gasternbibel (A. Michael, 2014), Ausschnitt Widmung von Ulrich Thormann von 1696 (A. Michael, 2014).

1785: Gasternbibel neu eingebunden
Als Victor von Wattenwyl, Beat von Tscharner und Johannes Rudolf Bucher im Heumonat 1785 ins Gasterntal kamen, fanden sie die Bibel sehr übel zugerichtet. Das Buch wurde neu eingebunden und in Rindsleder eingefasst.
Nach der Widmung von Thormann ist eine weitere Aufzeichung in der Gasternbibel vorhanden:

Als wir im Heumonat 1785 in das Gasterntal kamen, so zeigte man uns diese Bibel, welche hieroben zu sehen, der Herr Ulrich Thormann der damaligen Bäuert in 1696 geschenkt hate. Durch die Länge der Zeit war das Buch, besonders der Band, sehr übel zugerichtet. Wir machten uns nun eine grosse Freude daraus dasselbe, so wirklich hundert und ein Jahr alt ist, durch einen neuen Band auf die ältesten Zeiten hinaus in guten Stand zu erhalten und wir haben keine Kösten spahren wollen, durch einen schönen Band unsere Ehrfurcht zu bezeugen, so wir gegen disses heilige Buch haben. Wir schenken euch nun durch den neuen Band eure Bibel zum zweiten Mahl: Ihr verlassese Bewohner dieses einsamen Thals, empfanget dises Buch wieder zurück das Euch und euren Väter so viel Trost gab – das Buch das euch den Allmächtigen kennen lehret, der euch und alles schuf- das Buch des euch in die grössten Seeligkeiten führet, wenn ihr die Weege wandelt, so euch darin vorgeschrieben sind, und euch Straffe und Verdammmis bereitet, so ihr es nicht thut! Lernet daraus die Allmacht Gottes kennen, der uns durch seinen Sohn die herrlichsten Tage verheissen hat von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Viktor von Wattenwyl, Dragonerhauptmann
Beat von Tscharner, Dragonerhauptmann
Johann Rudolf Bucher, Jägerhauptmann

samtliche dess grossenrathes des Stahdes Bern - welche wegen einer aus Gastern vorzunehmenden Holzlieferung sammt dem Herrn Oberförster Gaudard dahin gekommen sind. Beide erste als Assessopen in der Holzkammer und ich Johann Rudolf Bucher als Secretarius. 1785
Hausväter fanden sich noch folgende im obigen Jahr in Gastern, die zusammen vierzehen Söhne und zehne Töchter hatten - also Peter Künzi, Bäuertvogt; Peter Germann; Peter Grossen; Christen Grossen, Christen Gropsen der Sohn; Peter Grossen; Gilden Grossen; Christen Holzer; David Stoller; Hans Ritter; Gilgian Holzer und Peter Germann,

also 12
Weiber 11
Söhne 15
Töchter 12
Summa 50 Seelen

Die Gasternbibel wird bis heute beim ältesten Gasterer aufbewahrt, zur Zeit ist dies Christian Künzi vom Steinbock Gasterntal in Selden. Die Bibel wird bis heute an der Gasternpredigt verwendet, welche jeweils am ersten Sonntag im August stattfindet.

1785: Der letzte Bär im Gastern

«Unter lautem Jubel wurde die Bestie nach der Tellenburg getragen, und die Haut wurde im Landhause zu Frutigen aufbewahrt.»

K. Stettler, Das Frutigland, Bern, 1887

Als einer der letzten Braunbären (Ursus arctos) im Berner Oberland wird der letzte Bär im Gastern 1785 erlegt. Über die genauen Umstände und den Ablauf der Jagd gibt es verschiedene Schilderungen:

Zwanzig Jahre sind es her, dass ein grosser Bär sich im Tale blicken lies und seinen Herden fürchterlich ward. Er wurde von der ganzen waffenfähigen Mannschaft gejagt, Er floh die Felsen unter dem Balmhorn hinan, die Jäger verfolgten ihn, und auf dem Gletscher, über den der Weg nach dem Lötschental führt, erhielt er einen Schuss, und bald darauf einen zweiten, als er verwundet fliehen wollte, Verzweifelt stürzte sich das wilde und erschrockene Tier den Gletscher hinunter, ein Jäger fand es blutend und erschöpft in einer Felsenbalm, und gab ihm hier vollends den Rest. Der ersteund zweite Schuss sei von einem Mann namens Grossen abgegeben worden.
Im Triumph wurde das mächtige Tier nach der Tellenburg, den Sitz des Kastlans in Frutigen getragen, die Haut wurde zum Gedächnis im Landhaus Frutigen aufbewahrt, Die Männer kehrten vor Freude trunken nach Gastern zurück, und sicher ruhten die Herden.
Aber nun wurden zum Lohn für die braven Jäger zehn glänzende Duplonen nach Gastern gesandt. Die ganze Mannschaft forderte diese Summe, weil alle die Bestie gejagt hätten. Aber Gilgen forderte mehr, weil er sie zuerst gesehen, Peter habe den ersten Schuss getan, Kläwi den zweiten und Muss (Hyronemus) habe den Bären in der Balm gefunden, Diese Ansprüche waren der Grund zu jahrelangem Streit und Hader unter den sonst anspruchlosen Bewohnern von Gastern, da jeder, der mit zur Treibjagt ausgezogen war, auf einen Teil der Belohnung Anspruch zu haben glaubte.

Bericht von Forstmeister Karl Kasthofer (1777-1853), 1811

Ähnlich wurde die Erzählung Karsthofers von Stettler beschrieben:

Gefährliche Raubthiere kommen keine mehr vor. Anders war es in frühern Jahrhunderten, wo z.B. Bären keine Seltenheit waren. Wahrscheinlich den letzten Besuch dieses den Heerden verderblichen Raubgesindels hatten die Gasternbewohner gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, wo nach der Erzählung Kasthofers ein großer Bär von der ganzen Mannschaft gejagt, zuletzt auf dem Lötschengletscher durch drei Schüsse erlegt wurde.

K. Stettler, Das Frutigland, Bern, 1887

Dieser Bericht scheint aber der Version der Berner Regierung zu widersprechen. Der Bericht der Regierung vom 3. Oktober 1785 an den Oberamtmann in Frutigen lautete:

Mit besonderem Vergnügen haben Wir aus Eurer eingesandten Relation vernommen, mit welchem Eifer, Mut, Vorsicht und Standhaftigkeit verschiedene Landleute im Gasterntal einem auf dem Gfellberg herum laufenden grossen, wilden Bären die Jagd gegeben und denselben durch verschiedene auf ihn losgebrannte Schüsse erlegt. Zur Bezeugung nun unserer Zufriedenheit über das Wohlverhalten dieser Landleute hahen wir dem Peter Grossen Christians Sohn, der bei dieser Jagd sich sehr exponiert hat, zwei Berndukaten und dem Christian Grossen, so den fünften und letzten Schuss auf den Bär getan, auch zwei Dukaten, übrigen bei dieser Jagd sich eingefundenen bewehrten Männern (waren Christian Grossen der Sohn, Peter Germann, Peter Künzi, Johannes Gunten und Gilgian Grossen von Fürten) aber jedem einen Berndukaten zu einem diesörtigen Andenken, neben dem bestimmten Schussgeld verordnet, so Ihr ihnen unter Bezeugung Unseres Wohlgefallens über die diesorts getroffenen guten Anstalten und sämtlicher dieser Landleuten ruhmwürdiges Betragen entrichtet werdet.

Wie es üblich war, trugen die glücklichen Jäger die Bärenhaut in den benachbarten Gemeinden zur Schau, bei welcher Gelegenheit ihnen auch in Reichenbach und Aeschi ein Schussgeld verabfolgt wurde.

2017 wurde nach über 190 Jahren erstmals wieder ein Bär auf Berner Kantonsgebiet gesichtet. Der auf M29 benannte Bär wrude im Eriz gesichtet. Bisher ist aber noch kein Bär ins Gasterntal zurückgekehrt (Medienmitteilung, M29 und seine lange Wanderung in den Kanton Bern, 16. November 2017).

1811: Reise durch die Schweiz
Der Deutsche Georg Karl Wilhelm Rein schrieb das 1811 erschiene Buch Tagebuch meiner Reise durch die Schweiz. Rein hat die Gemmi überquert und auch den Eingang ins Gasterntal gesehen. Davon lies er sich folgendes erzählen: «Dies ist der Eingang in das Gasterthal, eines der abgeschiedensten und wildesten, aber doch bewohnten Bergthäler, in welches der glänzende Kandergletscher, ein Arm des großen Tschingelgletscher, herabzeigt.» (W. Rein, Tagebuch meiner Reise durch die Schweiz, Leipzig, 1811).

1812: Eine Bibel für jeden Haushalt
Im Jahre 1812 schenkte die Bibelgesellschaft zu Basel jedem Haushalt in Gastern ein bey der deutschen Bibel-Anstalt gedruckte Kleinausgabe der Piscatorbibel (3. Auflage) in überarbeiteter Fassung, nummeriert von 1-8. Die Nummern 7 und 8 enthielten nur das neue Testament. Dabei wurde von der Bäuertversammlung folgendes beschlossen:

Dismahl sind allhier Hausväter oder Bäuertmänner 12, aber nur 9 ode 10 haben hier Behausung, die den Winter über bewohnt werden kann, also theilt man dise 9 Bücher aus, nachdem ein jeder dieses Thal bewohnte. Weil diese Bücher aber durch viele Jahre konnten entwendet werden, so machten wir folgende Abordung:

1. Soll dise Bibel wie hierin vermerkt, bey dem ältesten Hausvater verbleiben, die übrigen Bücher werden numeriert un einem jeden Hausvater gegeben werden:

Nr. 1 dem Peter Grossen, Chorrichter
Nr. 2 dem Christian Grossen, Peters
Nr. 3 dem Peter Künzi
Nr. 4 dem Peter Grossen
Nr. 5 dem David Hari
Nr. 6 dem Gilgian Grossen, Peters
Nr. 7 dem Gilgian Grossen
Nr. 8 dem Haus Grossen und Mitbewohner
        Die Nr. 7 und 8 sind Testamente.

2. Sollen diese Bücher alljährlich im Frühling auf nechste hiesige Bäuertversammlung gebracht werden, dan solen sie vom Bäuertvogt durchgesucht werden, ob sie in guter Ordnung gebraucht werden, hat einer das seine verwüstet, Blätter verrissen, oder aus dem Band gemacht, so soll er nicht nur den Schaden gutmachen, sondern es soll ihm von Stunde an genommen werden.

Im Jahre 1812
Johannes Grossen

1834: Gletscherabbruch
In der Gasternchronik ist für den 11. August 1834 vermerkt, dass ein Gletscherabbruch beim Silleren-Gletscher stattgefunden habe:

“Am nemlichen obbenannten Tage riß am Abend, was seit 100 oder mehr Jahren nicht mehr geschehen ist, der Siller-Gletscher los, verwästete eine große Strecke Ackerland, wovon noch lange Spuren zu sehen seyn werden.”


1866: Das Oberland und seine Gletscher
Der Britische Rechtsanwalt, Historiker und Alpinist Hereford Brooke George publizierte 1866 das Buch The Oberland and its Glaciers. Im Kapitel 12 beschrieb H. B. George seine Tour von Kandersteg durchs Gasterntal über den Tschingelpass nach Lauterbrunnen. Damals war das Gasterntal noch nicht mit einer Strasse mit der Aussenwelt verbunden, sondern nur mit einem Pfad durch die Chluse. Diesen engen Taleingang umschreibt der Engländer in seinem Buch folgendermassen:

“The entrance into the Gasteren Thal from Kandersteg has been most skilfully masked by the hand of Nature, as if her choicest treasures of scenery were concealed within. Even in broad daylight it is not easy to discern from a little distance the position of the narrow winding cleft, through which the river Kander comes tumbling down in a series of beautiful rapids ; for a promontory of rock entirely hides every trace of the stream.”

Übersetzung

Übersetzung

«Der Eingang in das Gasterental von Kandersteg aus ist von der Hand der Natur am gekonntesten maskiert worden, als wären ihre erlesensten landschaftlichen Schätze darin verborgen. Selbst bei hellem Tageslicht ist die Lage der engen, gewundenen Kluft, durch die die Kander in einer Reihe schöner Stromschnellen hinabstürzt, aus einiger Entfernung nicht leicht zu erkennen; denn ein Felsvorsprung verbirgt jede Spur des Baches.»

H.B. George, The Oberland and its Glaciers, London: Bennett, 1866

Bei der Überschreitung war auch ein namenloser Hund dabei, welcher nach erfolgreicher Überquerung des Tschingelpasses Tschingel benannt wurde:

“[…] his performance was highly meritorious, and deserved the recognition it afterwards received, when a committee of the whole party unanimously named him Tschingel, in honour of his being the only dog in the Oberland known to have made a glacier pass.”

Übersetzung

Übersetzung

«Seine Leistung war höchst verdienstvoll und verdiente die Anerkennung, die ihm später zuteil wurde, als ein Komitee der ganzen Gemeinschaft ihn einstimmig Tschingel benannte, zu Ehren dessen, dass er der einzige Hund im Oberland war, von dem bekannt ist, dass er einen Gletscherpass gemacht hat.»

H.B. George, The Oberland and its Glaciers, London: Bennett, 1866

1880: Mark Twain: A Tramp Abroad
Der amerikanischer Schriftsteller Mark Twain erzählt in seinem 1880 erschienen Buch A Tramp Abroad (Deutsche Übersetzung: Bummel durch Europa) von seiner Europareise 1878. Das als halb-fiktiver, satirischer Reisebericht geschriebene Buch erwähnt in Kapitel 33 (We Climb Far — by Buggy) das Gasterntal, insbesondere die Chluse: Die Kühe dort tragen Kirchenglocken und das sei bei diesen Kühen dort eine gute Idee, denn wegen diesem Wildbach könne man eine normale Glocke genausowenig hören wie das Ticken einer Uhr (M. Twain, A Tramp Abroad, American Publishing Company, 1880).

1906–1913: Bau des Lötschbergtunnels
Beim Bau des Lötschbergtunnels kam es am 23. Juli 1908 zu einem folgenschweren Unglück: Nach einer Sprengung drangen Sand-, Kies- und Schlammassen in den Tunnel ein. Dabei entstand im Gasterntal eine Geländesenkung. 26 Mineure kamen dabei ums Leben, nur eine der Leichen konnte geborgen werden. Der Tunnel wurde anschliessend mit einem Umgehungsstollen realisiert, eine geradlinige Tunnelführung musste nach weiteren Einbrüchen verworfen werden (P. Belloncle, Das grosse Buch der Lötschbergbahn, Kerzers: Edition Viafer, 2005).

lötschbergtunnel bau querschnitt 1910
lötschbergtunnel 1910 Karte
lötschbergtunnel gasterntal Einbruch

Abbildungen: Querschnitt durchs Gasterntal zur Illustration des Unglücks (Querschnitt Gasterntal, zwischen 1908 und 1910), Karte der neuen Tunellführung nach Einbruch (Karte, zwischen 1908 und 1910) und Geländesenkung im Gasterntal als Folge des Einbruchs (L. Wehrli, 1910).

1924/25: Chlusenstrasse
Bau der Chlusenstrasse als Arbeitslosenprogramm.

1941/42: Pflichtholzabgabe
Gemäss Protokoll der Bäuert Gastern wird die Pflichtholzabgabe von 160 Ster auf 50 Ster herabgesetzt.

1941/42: Abgabe Strassenbenützung
Erstmals wurde ein Gesuch ans Militär gestellt, dass für die Strassenbenützung einen Betrag zu entrichten sei (Protokoll der Bäuert Gastern).

1944: Unwetter
Anfangs September richteten Unwetter schäden für rund 50'000 Franken an der Strasse an (Gasternchronik).

1951–1952: Neubau der Mutthornhütte
Die erste Mutthornhütte wurde 1896 aus Holz von der Sektion Weissenstein des SACs gebaut. Die ursprünglich 20 Schlafplätze reichten bald nicht mehr, 1908 wurde auf 40 und 1913 auf 54 Schlafplätze erweitert. Der Holzbau hatte in der Zwischenzeit stark gelitten, darum beschloss die Sektionsversammlung 1949 einstimmig, den Holzbau durch einen Neubau in Stein zu ersetzen. Für den Neubau wurden 148'000 Fr. veranschlagt.
Die Steine für die neue Mutthornhütte wurden vor Ort gebrochen, weiteres Material musste zur Baustelle gebracht werden. Zu Beginn wurde das Baumaterial von Kandersteg mit dem Auto bis Selden im Gasterntal gebracht und von dort mit Maultieren bis zum Gletscherrand gebastet (hochgetragen). Von dort wurde mit durch Seilwinden gezogene Schlitten das Material über den Kanderfirn zur Baustelle gebracht. Daneben wurden neue Methoden für den Materialtransport zu Baustellen im Gebirge ausprobiert: Anstelle Baumaterial hochzutragen, wurde Material mit dem Flugzeug zur Baustelle gebracht, zuerst mittels Abwurf, später mit Gletscherlandungen. Gemäss einem Bericht der Schweizer Illustrierte war der Abwurf aus dem Flugzeug mit viel Materialverlust verbunden:

«Ein Großteil der abgeworfenen Lebensmittel und Materialien erlitt Schaden oder verschwand auf Nimmerwiedersehen. So versank ein Amboß fast drei m unter dem Schnee und konnte erst nach Wochen aufgefunden werden, oder der zusammen mit einem Laib Käse am Petersgrat abgeworfene Bauplan wurde erst nach vierzehn Tagen aufgefunden.»

«Ein Flugzeug landet mit Material zum Ausbau der Mutthornhütte auf dem Kanderfirn», Schweizer Illustrierte 1952, 1. Juli, 15.

Auch ein späterer Bericht in der Schweizerische Bauzeitung beschrieb den Abwurf aus dem Flugzeug:

«Selbst 20 Flaschen Wein haben diesen einzigartigen Transport überstanden, wenn sie auch einzeln aus dem Schnee gegraben werden mussten, weil die Kiste auseinanderflog!»

O. Sperisen, «Mutthornhütte», Schweizerische Bauzeitung 1953, 71

Hermann Geiger gelangen 1952 Gletscherlandungen neben dem Mutthorn. Mit seiner Piper Super Cub HB-OED hat er gemäss Schweizer Illustrierte rund 15 Tonnen Material in 100 Flügen auf den Bauplatz gebracht. Die Schweizerische Bauzeitung wiederum berichtete, dass der Hüttenneubau rund 80 t Material benötigte, wobei 62 t mit Maultier- und Gletschertransport und 17 t mit dem Flugzeug gebracht wurden (Schweizer Illustrierte 1952, 1. Juli, 15. und O. Sperisen, Schweizerische Bauzeitung 1953, 71). Der Gletscher westlich der Muttornhütte wird weiterhin als Gebirgslandeplatz genutzt: LSYK, 46°29'09.0"N 7°49'42.0"E.

1952: Sprengversuche
Um die Druck- und Splitterwirkung auf Mauern, Türen und Splitterschutzelementen von Schutzräumen zu untersuchen, wurden im Gasterntal von der Abteilung für Luftschutz zusammen mit der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt sowie der Kriegstechnischen Abteilung Sprengversuche durchgeführt. Dafür wurde eine halbkreisförmige Versuchsanlage gebaut.
Vom 14. bis 18. Oktober wurden mehrere Sprengungen mit Bomben zwischen 50 kg und 500 kg sowie eine Sprengung einer einzelnen Bombe mit 1000 kg Sprengstoff durchgeführt. Die Kriegstechnischen Abteilung führte im Tal und am Gemmiweg Luftdruckmessungen durch. Die Wirkung der Sprengungen auf die verschiedenen Objekte wurde anschliessend durch die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt untersucht (B. von Tscharner, Protar 1952, 18.).
Die Sprengversuche wurden in der Schweizer Filmwochenschau vom 24.10.1952 (Bundesarchiv: J2.143#1996/386#545-1#5*) gezeigt:


1959: Stausee
Ein Artikel vom damaligen Vizedirektor der Bernischen Kraftwerke AG mit dem Titel Das Gasterntal ist nicht dicht erschien in der Zeitung Der Bund (A. Binz, Der Bund, Nr. 284, 8. Juli 1959).
Binz führte aus, dass für die Möglichkeit eines Stausees im Gasterntal zu verwirklichen, verschiedene Untersuchungen durchgeführt und Fragen dazu geklärt werden mussten. Pläne sahen vor, nicht nur die Kander zu stauen, sondern zusätzlich mit Stollen Wasser aus dem Rhone-Einzugsgebiet in den Gasternsee überzuleiten. Mit einem weiteren Stollen durch die Gemmi sollte dann das Walliser Wasser wieder in die Rhone geführt werden, daneben hätte man in Kandersteg das Berner Wasser vom Gasternsee erstmals genutzt. Dafür wurde das Konsortium Rhone-Kander bestehend aus den Partnern Bernische Kraftwerke AG, Elektro-Watt Zürich und Motor-Columbus Baden, gebildet.
Bereits das folgenschweren Unglück von 1908 beim Bau des Lötschbergtunnels (1906–1913) zeigte eindrücklich auf, dass für einen Stausee im Gasterntal umfangreiche geologische Untersuchungen bezüglich Dichtigkeit notwendig sind. Ausgedehnte Sondierbohrungen im Gasterntal zwischen 30 und 60 m wie auch weitere Bohrungen im Lötschbergtunnel wurden durchgeführt. Weiter wurden Grundwasserspiegelmessungen, Niederschlags- und Abflussmessungen sowie Färbversuche gemacht.
Das Gasterntal verliert schätzungsweise 10 Millionen Kubikmeter Wasser an seinen Untergrund, mit einem See durch den höheren hydrostatischen Druck wahrscheinlich sogar noch mehr. Damit eignet sich das Gasterntal nicht für einen grossen Stausee mit einer Sperrstelle in der Chluse.
Binz schien aber weiterhin ein verfechter der Wasserkraft zu sein, den Artikel schliesst er mit einem kritischen Kommentar zur Kernkraft ab:

«Man wird sich der Kander erinnern, bevor das Kapitel des Ausbaus der schweizerischen Wasserkräfte abgeschlossen und dazu übergegangen wird, teure, komplizierte und im Betrieb heikle Atomkraftwerke zu bauen.»

A. Binz, «Das Gasterntal ist nicht dicht», Der Bund, Nr. 284, 8. Juli 1959

1957: Steinböcke
Im Wallis wurde 1809 der letzte Steinbock der Schweiz geschossen. Die lokal ausgerottete Tierart konnte nur durch Aussetzung wieder heimisch gemacht werden. 1957 kamen erstmals wieder Steinböcke durch Einwanderung ins Gasterntal zurück, 1958 wurde dies durch Aussetzung verstärkt (R. Walker, Schweizer Jäger, 2013 und P. Meyer, Hrsg. , Illustrierte Berner Enzyklopädie 1981).

1978: Restaurierung der Gasternbibel
Die Bäuertgenossen von Gastern und Vertreter des Kirchgemeinderates Kandergrund-Kandersteg beschliessen im Pfarrhaus Kandersteg am Freitag, 16. Juni 1978, die Gasternbibel zu restaurieren. Die Restauration erfolgte 1979 in der Restaurierungswerstätte der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern durch den Restaurator E. Oberholzer (Gasternchronik).

1983: Alpine Trek for the timid
Ein Artikel in der New York Times berichtet über Wanderferien in den Schweizer Alpen mit einem Erlebnisbericht: Die Autorin erzählt von Ihrer Wanderung von Kandersteg durch das Gasterntal und über den Lötschenpass mit Übernachtung auf dem Gfellalp. Die Übernachtung im Matratzenlager kostete $3.75, für ein Zimmer wären $5 mehr fällig gewesen, diese waren aber bereits ausgebucht. Unterwegs in den Hütten gäbe es kaum frische Früchte und Gemüse, dafür guten Hobelkäse, frische Milch und Butter sowie Rösti, welche wie American hash browns schmecken (L. Rosellini, The New York Times, 1983).

1999: K20
Am Taleingang unterhalb der Chluse befindet sich die Führungsanlage K20, ein Bunker der Schweizer Regierung. Der 1999 fertiggestellte Bau kostete rund 230 Millionen Franken (M. Tribelhorn, NZZ, 2017).

2000: Sanierung Chlusenbrücke
Die Chlusenstrasse überquert nach der Felsengallerie die tosende Kander über eine Bruchsteinbrücke, welche nun nach 75 Jahren saniert werden musste. Die Kosten der Sanierung beliefen sich auf 410'000 Franken. Ein Drittel wurde von der Bäuert Gastern bezahlt, die restlichen Kosten wurden von der Gemeinde Kandersteg, Bund und dem Kanton Bern getragen (S. Ryter, Berner Oberländer, Nr. 80, 4. April 2000).

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Kanderfirn

Zuhinterst in Gasterntal am Kanderfirn entspringt die Kander. Daneben entwässern diverse kleinere Gletscher wie der Balmhorngletscher und der Lötschegletscher über die Kander, Aare und Rhein in die Nordsee.
In eimem 1916 veröfentlichen Artikel über das Gasterntal im Magazin Die Berner Woche hatte ein Foto folgende Bildbeschreibung:

«Der im Wachsen begriffenen Kandergletscher. Aufgenommen vom sogenannten Heimritz aus.»

«Vom Gasterntal und von der Gasternpredigt», Die Berner Woche in Wort und Bild: ein Blatt für heimatliche Art und Kunst 1916, 6

Rückblickend betrachtet hat sich diese Prophezeiung nicht bewahrheitet. Wie fast alle Gletscher weltweit (WGMS, 2017) sind auch die Gletscher im Gasterntal auf dem Rückzug. Der Kanderfirn ist in den letzten Jahrzehnten bedeutend geschrumpft. In der Zeitperiode von 1850 bis 2010 hat der Kanderfirn (46.48° N, 7.80° E) bereits eine Fläche von 3.8 Quadratkilometer (-23.7%) verloren (M. Lutz und M. Brupbacher, Tagesanzeiger 2017), wobei die grösste Veränderung in den letzten Dekaden erfolgt ist. Dazu hat sich die Gletscherzunge in den letzten drei Jahrzehnten rund 500 m zurückgezogen (GLAMOS 2018). Der Rückgang wie auch der Volumenverlust im letzten Jahrzehnt ist eindrücklich mit Vorher-Nachher-Bildvergleiche unter gletschervergleiche.ch für den Kanderfirn wie auch für weitere Gletscher in den Alpen abgebildet.


lithographie kanderfirn gasterntal

Abbildung: Karte der Blümlisalp- und Doldenhorn-Gruppe von 1850, auf welchem der Kanderfirn noch weit ins Gasterntal reicht. Wie in der Karte eingezeichnet, wird der Kanderfirn in seinem untersten Abschnitt auch Alpetligletscher genannt (J. R. Stengel, 1850).

In der Abbildung oben mit der Karte von 1850 ist ersichtlich, dass der Kanderfirn mitte des 19. Jahrhunderts noch weit ins Gasterntal hinunter kam. Dies kann auch von H. B. George bezeugt werden, welcher den Eisfall am Kanderfirn beschreibt:

“Neither the one nor the other however last very long : a couple of hours from the bridge more than suffice to land one on the edge of the glacier, just above the magnificent ice-fall, which unaccountably dwindles into the narrow tongue of ice designated on the map the Alpetli glacier.”

Übersetzung

Übersetzung

«Weder das eine noch das andere dauert jedoch sehr lange: ein paar Stunden von der Brücke aus reichen mehr als aus, um am Rand des Gletschers zu landen, direkt über dem herrlichen Eisfall, der unerklärlicherweise in der schmalen Eiszunge verschwindet, welche auf der Karte als Alpetli-Gletscher bezeichnet wird.»

H.B. George, The Oberland and its Glaciers, London: Bennett, 1866


Gasterntal Kanderfirn Veränderung 1970 bis 2010

Abbildung: Kanderfirn auf dem Rückzug – jährliche Veränderung der Länge von 1970 bis 2018 (GLAMOS 2018).

Kanderfirn 1880
Kanderfirn 1910
Kanderfirn 1920

Abbildungen: Kanderfirn aufgenommen von der Altels (J. Beck, ca. 1880), Blick ins obere Gasterntal mit dem Kanderfirn im Hintergrund (L. Wehrli, 1910) und Aussicht vom alten Gletscherboden in Richtung Gletscher (H. Anker, 1920).

Luftbild Kanderfirn 1962
Luftbild Kanderfirn 1997
Kanderfirn 2007

Abbildungen: Luftbilder nach Nordosten auf den Kanderfirn (Swissair Photo AG, 1962 und Swissair Photo AG, 1997) sowie Foto in Richtung Kanderfirn, aufgenommen 2007 oberhalb der Gefelalp.


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Sagen

Der elöste Geist im Gastern

Zwee sin esmal uber en Waliserbärg gäge hiim. Si hii lang nüt Warms ghabe, u ds Tou isch nen afen ab gsi. Wa si gäg nes Steäfi chöme, siit der iint: «Es Nessi Milch weän oppa gäbigs.» Blätzlig gugget iina zum Pfeeschter usa u tütet ma, das er chömi. Netwädera het rächt bigärt. Es ischt Herbscht gsi, ds Gficht langischt im Grund, u si hii ma se nüt trüwet. Due siit der iint zum andere: «Du hescht gsiit, du bigärtischt, gang du!» Där ischt imel due gangen u nimmt van der Milch, wa ma där im Stafel ambietet, es Treäni. Wan er fertig ischt, siit er: «Vergält der’sch Gott!» u wott gah. – «Da druf han ig jitz hundert Jahr gwartet», siit der Giischt, u git ma im ne Chessi Gält, «du hescht mig erlöest!»
Das ischt iina gsi, wa z’Läbzite niemerem nüt het gä.

Die Sage von der Gfelalp

Die sattliche Alphütte stand mitten in einem Felde blühender Alpenrosen. Drei Brüdern war sie als Erbe zugefallen; aber sie konnten sich über die Teilung der Weiden nicht einigen. Menk und Jörg verdrängten ihren jüngsten Bruder Uli immer mehr und wollten ihn zuletzt nicht einmal mehr in der Hütte schlafen lassen. Da sprach dieser eines Morgens, nachdem er die kalte Nacht unter einer Felsbalm zugebracht hatte, zu den anderen: «Brüder, lasst uns die ungerechte Sache beendigen. Der himmlische Richter hat mir einen Weg gewiesen. Hier sind drei Kristalle, die ich am Gletscher gefunden habe. Der eine hat einen rötlichen Glanz, das ist Gfel mit der Hütte in den Bergrosen und was darunter liegt, der lautere hier soll das Schönbüel bedeuten und der dunkle das Stocki. Hier lege ich sie zum Zeichen auf das Wandbrett neben dem Kreuz. Gehe jeder und suche am Gletscher nach Strahlen und was er zuerst findet, das soll ihm sein Eigentum weisen.»

«Einverstanden!», riefen die Zwei; denn sie dachten in ihrem argen Herzen: «Wir wollen dich schon meistern, du dummer Bub!» Sie gingen wie sonst an ihr Tagwerk. Als sie des Abends auf Gfel wieder zusammentrafen, sprang der Jüngste den beiden Älteren freudestrahlend entgegen. «Die Hütte gehört mir!», rief er ihnen zu. «Gott hat mich einen Rosenstein finden lassen.» Da lachten die beiden hämisch, griffen in ihre Hosentaschen und zogen ein jeder drei Strahlen heraus, einen roten, einen rein weissen und einen dunklen.

«Unser ist die ganze Alp, Hansnarr! Gott hat es selber gefügt, und du sollst unser Knecht sein.» Da ergrimmte Uli in seinem Innersten. «Betrüger seid Ihr!», schrie er: «Lieber will ich Teufels Knecht sein als der eure.» Damit lief er dem Leitibache zu und stieg die Bergstrasse hinan. Als er den Gletscherkamm hoch oben auf dem Berg erreicht hatte, sank er auf die Knie, weinte bittere Tränen, dass er von der geliebten Heimat scheiden müsse und sprach: «Gott, erbarm dich meiner!» Dann floh er wild den Berg hinab; er wollte sich dem Bischof von Sitten als Kriegsmann stellen. Hinter ihm aber verfinsterte sich der Himmel. Wilde Wolken umflogen die Gipfel und mitten in der Sommernacht fiel ein furchtbares Schneegestöber. Am Morgen aber schien die brennende Sonne hinein und löste von allen Bergseiten grosse Schneefelder, die von allen Seiten zu Tale stürzten. Hinweggewischt war die stattliche Hütte auf Gfel und tief unter klafterhohem Schnee lagen Herde und Hirten begraben. Uli kam bald darauf in einer Schlacht des Bischofs um. Seither war Gfelalp verflucht; denn die Geister der Unseligen gingen darauf herum und wer seine Herden hinauftrieb, den störten sie in seinem Frieden. Lawinen fuhren hernieder; die Bergweiden zu verwüsten, fallende Felsen töteten das Vieh, bis eines Tages ein Pilger auf seiner Reise vom Heiligen Land über den Lötschenpass zog. Er trug einen heiligen Spruch bei sich, dem alle bösen Geister weichen mussten. Damit bannte er die ruhelosen Seelen der unredlichen Brüder in eine Lärche, schlug einen Pfropfen auf das Loch und verschaffte den Älplern Friede und Ruhe.

Noch lange erinnerte die Lärche mit dem Propfen an die unseligen Tage des Bruderzwists.

Der Senn auf Hohwyden in Gastern

U wi het’s uf Hohwide g’enderet! Säge si net, si hiigen da albe hundert Chüene Bsatz ghaben u jitz nug sächzge? Aber ja, mengischt si’s d’Mentsche sälber, wa’s verschulde, das en-Gägni veröedet. Uf Hohwide weän iina gsi, der hetti für siner Tierleni Underräbe zämegläsen u derrt u ne sa den im Gläck z’frässe gä. Das het’s gmacht, das eghis andersch Huut ne nahi gfrässe het. Er het siner Chüe a ds bescht Ort hitribe, u da hi si chöne inzig si. Das trü-mu! Sin die däwäg ermolhe! Aber oh, wi isch das Abverdiene gsi! Na sim Tod het er müesse uber em Bärg ewäggah un Underräba zämeläse. Wär wiis, wi lang! Bis das nen du esmal iina gseht. Er gugget ma zue, win er schig bückt u bückt u zämelist u ghöret nen drezue fur ne sälber säge:
«Underräba,
Milchgäba,
du hescht mier mi Seel verderbt.»
Disa het sig sisse turet. U due’s e froma Ma würd si gsi, siit er druf en-Gägesprich u ch nen erlöese.
Aber uf em Bärg isch der Usäge blibe. Ds Gras het angfange schinden un ergah. Jitz isch der halb Bärg mit Stiinen uberteckta u verwüeschteta. Un ischt doch früejer sövel es schönes Läger gsi, das dem Chüejermiitschi, we’s derdür inhi ischt, d’Chile bist uehi an di wisse, witen Ermla si cho.


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Gasternchronik

Jeweils zur Gasternpredigt wurde ab 1822 eine Chronik verfasst, zuerst in der Gasternbibel, später in einem separaten Buch.
Üblicherweise wurde das Datum, Uhrzeit, Wetter sowie den Inhalt der Predigt niedergeschrieben. Auch sind oft die Namen wichtiger Predigt-Besucher aufgeschrieben. Daneben wurden weitere für die Gasterer damals wichtige Details hinzugefügt wie Unwetter oder einschneidende Ereignisse.

Die Gasterer lebten zwar abgeschiedener als andere, trotzdem ging das Weltgeschehen nicht unbemerkt an ihnen vorbei. So steht im Eintrag für 1830 einen Hinweis auf die Julirevolution von 1830:

[…] in dem besten Vertrauen auf Gott, daß er uns durch die, dem Vernehmen nach, im Auslande entstandenen großen Bewegungen zu unserm Besten väterlich hindurch führen werde!

Weiter unten wurde dann noch folgende Bemerkung hinzugefügt:

Die hieroben angemerkte Revolution, am 27., 28. & 30. Juli 1830 in Paris ausgebrochen, hat sich leider Gott auch über [unser] bis dahin ruhiges und friedliches Vaterland erstreckt, und wir sind in banger Erwartung, wohin und was für Unheil sie uns bringen wird.

Irland litt 1845-1849 an der Grossen Hungersnot. Die als Hauptnahrungsmittel verwendeten Kartoffeln litten unter der Kartoffelfäule, welche mehrere Missernten zur Folge hatte. Auch die Gasterer pflanzten Kartoffeln an und fürchteten sich von einem Befall. So steht in der Chronik für 1846:

Die Erdäpfelkrankheit droht auch hier.

An der Gasternpredigt am 2. August 1914 waren die Menschen besorgt, ob infolge des Serbienfeldzug von 1914 ein europäischer Krieg ausbrechen werde:

Die diesjährige Zuhörerschaft war unter dem Druck der Ungewißheit, ob infolge des zw. Österreich und Serbien ausgebrochenen Krieges ein europ. Krieg ausbrechen werde. Am Samstag, 1. August, mußten die Landstürmer einrücken, am 4. müssen Auszug und Landwehr. In Kandersteg sind deshalb die meisten Gäste abgereist.

Die Sorgen waren mehr als berechtig: Der Erste Weltkrieg hatte soeben begonnen. 1915 gab es zum laufenden Krieg folgende Bemerkung:

In der Hoffnung daß unser Vaterlaud auch fernerhin von blutigen Kriege verschont bleibe & die kriegführenden Völker bald zu einem dauernden Frieden sich finden, zieht abermals von seiner lieben Gattin begleitet ins Bunderbacherpfarrhaus heim

Karl v. Greyerz, Pfr.

1916 waren etwa 500 Zuhörer anwesend und es wurde für die kranken Schweizer Wehrmänner 257 Franken gesammelt. 1917 waren dann etwa 450 Leute anwesend; 311 Franken wurden für die verfolgten Armenier gesammelt. Im Folgejahr wütete die Spanische Grippe, darum fiel die Gasternpredigt aus.
1934 erinnerte man sich wieder an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 20 Jahre zuvor und hatte erneut Angst um den Weltfrieden:

[Sonntag], 12. August. Gasternpredigt über Jes. 2, 2 - 4, in Erinnerung an Ausbruch des Weltkrieges vor 20 Jahren, in banger Beobachtung der gegenwärtigen Weltlage (Österreich, Bundeskanzler Dollfuss ermordet, A. Hitler nach Hindenburgs Tod unumschränkter Herr Deutschlands) doch im festen Glauben, Gott wird - zur letzten Zeit - auf Erden noch Frieden schaffen.

Die Zweifel der Gasterer 1934 bezüglich des Weltfriedens haben sich in nur wenigen Jahren weiter verdichtet. Für die Gasternpredigt am 30. Juli 1939 steht zuunterst:

In Bestätigung der Hoffnung, die vor einem Vierteliahrhundert Pfarrer v.Greyerz aussprach (heute droht wegen Danzig ein europ. Krieg), fährt heimwärts

W. Marti, Pfr.

Kurz darauf wurde mit dem Überfall auf Polen der Zweiten Weltkrieg losgetreten. Auf im nächsten Jahr gab es einen Abschnitt über das laufende Weltgeschehen:

Dankbar für den schänen Tag & für die Verschonung vom Krieg (Polen, Dänenark, Norwegen, Holland, Belgien & Frankreich wurden durch die Deutschen seit 1. September 1939 besetzt, England steht vor dem Entscheidungskampf & die Lage unseres Vaterlandes soll auch gegenwärtig wieder etwas kritischer sein) kehrt mit de Familie heim

W. Marti, Pfr.

Das Kriegswirren ging auch 1941 nicht unbemerkt weiter:

Das Schweizerland hat vorgestern die 650 Jahrfeier begehen dürfen, Gott Lob & Dank: Jugoslawien und Griechenland sind zerschlagen, um die Stalinlinie wird furchtbar gekämpft, Indochina wurde eben besetzt, die USA sind nahe dem Kriege.

Genauso 1942,1943 und 1944:

Die Erde ist weiter in Kriegsnot (Rommel vor Alexandrien, die Deutschen vor dem Kaukasus, Japan bedroht schon Indien, Städteverwüstungen & Versenkungen) und wir - bewahrt. Der Heuet ist sehr gut. Behüt Euch Gott, Gastern, Bern, Schweiz.

Letzten Montag wurde Benito Mussolini gestürzt, Sizilien ist fast erobert, der Kampf um Catania tobt, die Zukunft ist ganz ungewiss für Europa, für uns. Ich schliesse mit dem letzjährigen Wunsch.

Weltlage: Die Russen stehen vor Warschau & Ostpreussen, die Angloamerikaner sind in Florenz, greifen von der Normandie in die Bretagne über, in Frankreich herrscht mehr oder weniger Bürgerkrieg, für die Schweiz steht die schwierigste Zeit bevor.

1945 sah man in den Ereignissen schon wieder etwas Licht am Ende des Tunnels:

Der Krieg in Europa fand diesen Sommer mit dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus, dem Tode Mussolini's & sehr wahrscheinlich auch Hitler's ein Ende. - Gestern erklärte Russland an Japan den Krieg: der Anfang des Endes dort. Wunderbar ward die Schweiz erhalten.

Für 1946 steht ein vorsichtig optimistischer Abschnitt:

Was bringt die Zukunft? In Paris tagt wieder eine Friedenskonferenz. Möge sie einen gerechteren Frieden als 1919 zu Stande bringen. Die Atombombe, die letztes Jahr Japans Widerstand brach, ist seither ständig verbessert worden!!

Im 1947 wird neben Weltpolitik auch Bezug auf ein wichtiges Ereignis der Schweizer Politik genommen:

Am 6. Juli nahm das Schweizervolk die Alters- & Hinterbliebenenversicherung mit überwältigendem Mehr an. Damit scheint das Schweizervolk innerlich gefestigter. Es ist nötig: Die internationalen Spannungen, besonders zw. den Vereinigten Staaten & der Sowjetunion nehmen bedrohlich zu.

1957 wurde Bezug auf den Ungarischen Volksaufstand sowie die darauffolgende Flüchtlingswelle genommen:

In der unruhigen Zeit des vergangenen Jahres, dem Aufstand in Ungarn und den Flüchtlingen, die auch in unserer Gemeinde waren, spüren wir, und möge uns Gott helfen, dass eine Änderung der Herzen um sich greifen möge, welche die Welt retten wird.



Unten finden Sie in mehreren Abschnitten die gesamte Chronik. Kommentare und Erläuterungen sind in der Transkription in [eckigen Klammern] verfasst (Transkription verfasst von: U. Junger, Pfarrer, Kandersteg, o.D.):

Gasternchronik 1822-1850 anzeigen

Gasternchronik 1822-1850 ausblenden

1822
[Dienstag] den 23. July wurde das Gasterenthal vom gegenwärtigen Pfarrer J. J. Gyger zu Frutigen in Begleit folgender resp [ektierlicher] Personen besucht.
Hr Statthalter Wäfler - Landsekelmeister Schneider - Gerichtsässen Trachsel und Großen, Amtschreiber von Känel - Gerichtsäss Klopfenstein - Friedrich Schneider & Gebrüder Großen, Schullehrer, denne die Frau Schulmeisterin im Dorf & Salome Zimmerli von Aarburg - Peter Küenzi und seine wakere Hausfrau gewährten uns freundschaftlichen Empfang und treffliche Bewirthung, wofür ihnen warmer Dank gezollt wird.
Das erste wornach die Gesellschaft frug - war gegenwärtige Bibel, ein Geschenk edler Menschenfreunde - deren Asche in Gott friedlich ruhen möge.
Mittwochs darauf, nemlich den 24. July, erfreute uns wieder das herrlichste Wetter, nachdem der nahe Gletscher von einem Theile der Gesellschaft besichtigt worden war - sammelte man sich um 9 Uhr zum Gottesdienste, der vor Peter Großens Haus von Hr. Pfarrer Gyger abgehalten wurde. Der Text der Predigt war hergenommen aus Jer. XXIII, 23, 24, – gesungen wurde der 139. Psalm, gegenwärtig waren 67 Personen. Dieß wenige zum Andenken und Kenntniß der Nachkommenschaft eingerückt von

J. Gyger, Pfarrer

1823
[Mittwoch], den 13. August. Nicht in zahlreicher - aber doch sehr willkommenen Gesellschaft des Ehrenden Chorrichter Peter Großen zu Mitholz (der sich um die jeweiligen Pfarrer zu Frutigen durch seine Gefälligkeiten jeder Art unschätzbare Verdienste erworben hat) ward dies Jahres das Gasternthal besucht. Wiederum freundlicher Empfang bey Küenzi: wie gewohnt. Des Morgens kam noch h... [unlesbar] Hr Johannes Zurbrügg, Negotiant zu Frutigen. Der fleißige Gebrauch des Wortes Gottes ward bey der Entlegenheit von der Kirche dringend anbefohlen über Psalm 119,97[?]. Es waren bey 50 Personen gegenwärtig, Wetter [unleserlich: schön?] wie noch nie in diesem Sommer.

Ob[iger]

1824
[Mittwoch] , den 11. August - wurde wiederum in Gastern gepredigt und zwar diegmal über Matth. 23, 9, gegenwärtig waren bey 50 Personen. Nach der Predigt wurde über die Errichtung einer eigenen Schule in Gastern gesprochen, die verhoffentlich zu Stande kommen wird. Mein diegjähriges Begleit bestand aus folgenden res[pektierlichen] Personen: Hr. Pfarrer Steck von Äsche - Hr Wildbolz von Bern - Hr Adrien Constant de Lausanne - Hr Chorrichter Grogen und Zurbrügg - Jakob Bühler und Friedrich Schneider, Catechumenen. Das Wetter war herrlich; depwegen wurde auch der Alpletli-Gletscher [sic!] besucht, wo eben eine immense Lawine mit gewaltigem Getöse auf das obere Gesinse des Gletschers herabstürzte und uns ein herrliches Schauspiel gewährte.

Ob[iger]

1825
[Sonntag], den 12. Juny 1825, stieg hienach benamsete Gesellschaft unter Führung des Wohlehrwürdigen Herrn Pfarrherrn Gyger von Frutigen durch die furchtbare Klause ins Gasternthal und wurde von dem wakern Peter Künzi mit alt Schweizerischer Gastfreundschaft aufgenommen; nach gehaltenem Frühstück von herrlicher Alpenspeise und einer Wallfarth zum Gletscher hielt uns und der versammelten Gesellschaft Hr. Pfarrherr Gyger eine vortreffliche Predigt über Psalm 147, unter Gottes freyem Himmel im herrlichen Tempel der Natur, begleitet vom harmonischen Gesang der Jugend, welcher wohl Gott gefällig wie Abels Rauchsäule durch das blaue Himmelsgezelt dringt, während vielleicht mancher Kirchengesang der sündigen Städter das Schicksal des Brandopfers Cains theilt. Nach genoßenem fröhlichen Mittagsmahl verließ die Gesellschaft dieses einsame an Naturschönheiten reiche Thal mit dankbarem Herzen, gestärkt an Leib und Seele, und wird dieses frohen Tages auch im Getümmel der Welt immer mit Freuden und Rührung gedenken.

[Niklaus Friedrich v.] Freudenreich
Ober-Amtmann von Wimmis

Hr. Carl Fischer von Oberhofen, alt Ober-Amtmann von Signau, mit seiner Gemahlin, Louise, Sophie und Carl seinen Kindern, Georgina und Emma Fischer von Bellerive. Friedrich Freudenreich, Sohn. Hr. Hauptmann Klopfenstein von Frutigen mit seiner Jungfer Schwester Elisabeth. Peter Großen. Chorrichter im Kandersteg, Abraham Großen Schulmeister im Kandersteg, Kirchmeyer Schmid, und einige Sänger und Sängerinnen aus dem Kandersteg.

[1826]
[kein Eintrag]

1827
[Mittwoch]‚ den 1. August. Abermals bey herrlicher, unvergleichlicher Witterung von mehreren wakern Freunden begleitet, wurde von dem unterzeichneten Pfarrer von Frutigen nach alt herkömmlicher Übung das einsame und entlegene Gasternthal besucht und diegmal über Röm. 12, 12 gepredigt, und der 84. Psalm abgesungen. Den zahlreich anwesenden Zuhörern wurde bey ihrer Entlegenheit von der Mutterkirche und der dermaligen Unmöglichkeit ihren gottesdienstlichen Pflichten nach Gewohnheit obzuliegen, die fleißige Übung des Gebets dringend anbefohlen, die Eltern dann insbesondere vermahnt, ihre Kinder frühe zu dieser seligen Übung anzuführen und sie überhaupt dem Dienste ihres Gottes und Heilands zu weihen.

J. Gyger, Pfarrer zu Frutigen

Hr. Chorrichter Großen - Kirchmeyer Schmid - Schulmeister Abr. Großen - Hr. Eduard von Ernst, Sohn, Stud. Philologiae - Friedrich Reinhard - Fritz Gyger in seinem 7½ Jahr - Johannes Klopfenstein, Hr. Hauptm. Sohn von Kandersteg.
Vielen Dank den gastfreundlichen Eheleuten Peter Künzi und Maria geb. Großen für die uns zugedachte treffliche Bewirthung und patriarchalisch-herzlichen Empfang.

1828
[Mittwoch], den 13. August. Favente deo und unter Begleit unten verzeichneter Personen wurde vom jeztmaligen Pfarrer zu Frutigen abermals das wilde Gasternthal besucht und bey Christian Großen, des neuerwählten Bäurtvogts, Haus beym Brunnen, gepredigt über Psalm 19, 8 - 11, gesungen wurde der 98. Psalm. Gegenwärtig waren 47 Personen und unter diesen:

Hr. Chorrichter Großen in seinem 72. Jahre; degen Sohn, Abraham, Schulmeister im Kandersteg; denne, Frau Pfarrherrin Gyger gb. Reuchard [Frau Pfarrer heisst Richard!] zu Frutigen, Jgfr. Louise Hübscher von Basel und Frau Forts .Seite3 6 Mazd: Seiler geb. Schneider von Frutigen.

Vom jeztmaligen Bäuertvogt Christen Großen und seiner Ehefrau wurde alles an Kräften aufgeboten, um uns einen freundlichen Empfang zu bereiten; herrliche Alpenspeise erquikte die Wanderer; das schönste Wetter, wie noch nie in den lezten fünf Wochen - erhöhte unsern vielseitigen Genuß. Kaum war ich vorigen Jahrs von Gastern zurük nach Hause gekehrt, als am 3. August des Nachmittags um 3 Uhr die schrekliche Feuersbrunst ausbrach, wodurch das schöne Dorf Frutigen eingeäschert wurde. Möchte doch aus diesem schrekensvollen Ereigniß unter Gottes gnadenvoller Leitung Heil und Segen erblühen. Auf heutigen Tag sind bereits 12 Gebäude wieder aufgerichtet. Dank sey's der Hohen Obrigkeit, die durch ihre kräftigen Maasnahmen für die größere Solidität und Feuerfestigkeit der Gebäude landesväterlich gesorgt hat.

Gyger, Pfar[rer]

1829
[Mittwoch], den 12. August, wurde das wilde Gasternthal aber mals von dem unterzeichneten Pfarrer besucht und für dießmal über Phil. III, 20. gepredigt.
Als ich Tags zu vor in Begleitung des Ehrenden Chorrichter Peter Willen den Kandersteg verlieg, um meine Wanderung nach Gastern anzutretten, und ein Regenschauer den andern drängte, da glaubte ich schon mein Glükstern, der mir immer die schönste Witterung nach Gastern verlieh, möchte untergegangen seyn; allein wie schämte Ich mich meines Kleinglaubens, als am frühen Morgen darauf ein blauer, wolkenleerer Himmel und das schimmernde Gold der nahen Gletscher den Anbruch eines herrlichen Somnertages verkündeten.
Von der lieblichen Witterung begünstigt langten gleich nach 8 Uhr MhGh [mein hochgeachteter Herr] Oberamtsmann Emanuel Rudolf v.Tavel und deßen verehrte Frau Gemahlin, in Begleit der liebenswürdigen Jgfr. Susette Schneider von Frutigen hier an, um die Schönheiten der einsamen Thalschaft Gastern zu besehen und unserer gottesdienstlichen Andacht unter Gottes freyenm Himmel beizuwohnen.
Bäuertvogt Christen Großen und seine wakkere Hausfrau öffneten uns auch diegmal ihr gastliches Haus und empfingen uns mit gewohnter Herzlichkeit. Die Gebrüder Abraham und Gilgian Großen, Schulmeister zu Kandersteg und Kandergrund, wohnten unserm Gottesdienste ebenfalls bey und leiteten bey selbigem den harmonischen Gesang.

J. J. Gyger, Pfarrer

1830
[Dienstag], den 3. August, als dem dritten Jahrstage nach dem schrecklichen Brande zu Frutigen, wurde das abgelegene Thal von Gastern abermals von Seiner Wohlehrwürden Herrn Pfarrer Gyger, begleitet von Hr. Karl Richard von Bern, Chorrichter willen und Schulmeister Großen von Kandersteg und Jakob Steiner ab Ried mit vielem Vergnügen besucht. Die Witterung war abermals sehr schön, und lieg uns die intereßantesten Abwechslungen des Schönen, Erhabenen und Schauerlichen mit dem seltensten Wonngefühl bewundern. Nachdem wir Kanderstegs freundliche Ge- filde mit dem ernsthaften Schauspielder Klause vertauscht und nachher von der kühlen Abendlunft angeweht das Thal erreicht hatten, wurden wir von dem damaligen Bäuertvogt Gilgian Großen mit gewohnter Gastfreunäschaft empfangen, welcher dann auch nicht ermangelte uns mit den besten Erzeugnißen der Alpen und Kornfelder aufzuwarten und uns auch sogar mit Produkten aus Orient und Occident bewirthete. Den folgenden Tag ward uns das Glück zu Theil, eine Predigt über den ersten Theil des 3. Verses im Briefe St. Jakob im 4. Capitel anzuhören, wobey die Erforderniße und Kennzeichen eines Gott wohlgefälligen Gebetes, als Anrufung des wahren Gottes, um vernünftige Dinge, von einen guten Beten, den Zuhörern anschaulich gemacht wurde. Die gehaltvolle, rührende Ermahnung wurde noch durch einen herzlichen Gesang begleitet, der dem Allgegenwärtigen wohlgefällig an den hohen Felsen verhallte; zur Ehre deßen, der nicht nur durch die Hymnen der Seeligen an seinem Throne und durch die rauschenden Melodienn der Natur verherrlicht wird, sondern dem auch eine Stimmerhebung aus einem, durch die Laster des Zeitalters noch unentweihter Brust ein angenehmes Lob enthalten mußte.
Nach genoßenem Mittagsmahl entschloßen wir uns nach unserm, durch eine Überschwemmung unterm 16. Juli abermals schwer heimgesuchten Dorfe Frutigen zurück zu kehren, in dem besten Vertrauen auf Gott, daß er uns durch die, dem Vernehmen nach, im Auslande entstandenen großen Bewegungen zu unserm Besten väterlich hindurch führen werde!

Jak[ob] Steiner, dermal Präceptor im Pfarrhause zu Frutigen

Vernimm, o Vater, unser brünstig Flehen!
Es steig noch oft zu Deines Himmels Höhen,
Es lobt Dich unser neu gestärkte Geist,
Bis er, entrückt aus diesem öden Thale,
Geschwungen sich zum heh'ren Himmelssaale,
In ew'gen Liedern Deine Güte preist!

1831
[Montag], den 27. July. Predigt in Gastern über Psalm III, 11. Zum ersten male bey ungünstigem Wetter - aber unter dem schäzbaren Begleit folgender Personen:

Jefr. Cecile Bürki
Jgfr. Fueter
Jgfr. Julie von Tavel, Hern Landvogts Tochter
Schulmeister Johann Großen
Schulmeister Abraham Großen und Carl Rischard

J. Gyger, Pfarrer

[Bemerkung:]
Die hieroben angemerkte Revolution, am 27., 28. & 30. Juli 1830 in Paris ausgebrochen, hat sich leider Gott auch über [unser] bis dahin ruhiges und friedliches Vaterland erstreckt, und wir sind in banger Erwartung, wohin und was für Unheil sie uns bringen wird.

[1832]
[kein Eintrag]

1833
[Mittwoch], den 7. August. Predigt über Psalm XXXIII, 13, 14, 15. Wegen schreklichen Ueberschwemmungen und daheriger Zustände des Weges ward vorigen Jahrs das wilde Gasternthal von dem Unterzeichneten nicht besucht; desto größer war aber jetzt sein Verlangen, Worte des Lebens dahin zu tragen und bey so vielen traurigen Erscheinungen der Zeit und bey den bedrohlichen Wirren in unserm Vaterlande den Glauben und das Vertrauen an den zu stärken, der die Schiksale der Welt und jedes einzelnen Menschen leitet mit Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe.
Die Reise bey herrlichem Wetter machten mit Herr Kirchmeier David Schmid, Schulmeister Abraham Großen, Fritz Gyger u.m.a.

J. J. Gyger
Pfarrer zu Frutigen

Mem.: In voriger Woche ward Küßnacht von Oberst Ab Yberg mit 600 Mann eingenommen - daher starke Aufgebote von Mannschaft etc. Möge der Herr der gewaltige Lenker im Himmel, väterlich über uns walten und alles ein gutes (?!) Ende gewinnen laßen!!

1834
[Montag, den 11. August] Stets wird unvergeßlich der Tag mir sein, an welchem ich, begünstigt vom herrlichsten Wetter, hier in der freien Natur, im Angesicht der himmelan ragenden Felsen und im Angesicht der von der Sonne hell erglänzenden Gletscher vor den Bewohnern dieses Thals predigte und zwar über Psalm 139, 1 - 12.
Möge Friede und Einigkeit immer zu Gastern wohnen, denn wenn schon die Natur wild, der Boden dürftig, so gilt auch hier: "Die Welt ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hin- kommt mit seiner Qual."

Friedr. Meley,
Pfarrvikar

[Notiz von anderer Hand]
Am nemlichen obbenannten Tage riß am Abend, was seit 100 oder mehr Jahren nicht mehr geschehen ist, der Siller-Gletscher los, verwüstete eine große Streke Ackerland, wovon noch lange Spuren zu sehen seyn werden.

1835
[Donnerstag], den 6. August predigte aus werthem Auftrage des Tit. Herrn Pfarrer Gyger zu Frutigen (welcher am nemlichen Tage zu Kandersteg predigte) der Pfarrer in Adelboden J. Losenegger, welcher vom Wohlachtbaren und liebwerthen Hr. Johann Großen, damaligen Oberschullehrer im Dorfe Frutigen, hieher begleitet wurde, über Prediger Sal. XII, 9.

[1836]
[fehlt‚kein Eintrag|

[1837]
[fehlt‚kein Eintrag|

1838
[Mittwoch], 1. August, wurde das schauerlich furchtbar schöne Gasternthal abermals von S[eine]r Wohlehrwürden Herrn Pfarrer Giger von Frutigen, unter Begleitung des H. Herrn Gerichtspräsident Klopfenstein von Frutigen und J. G. Stähli daselbst besucht, woselbst Herr Pfarrer Giger über die im Evang. St. Lucas im XIII Cap. vom 6. - 9. Vers in Anwesenheit von ca. 50 Personen die erbauliche Bergpredigt über das Gleichnis vom Feigenbaum im Weingarten hielt.

[1839]
[fehlt‚kein Eintrag|

1840
[Mittwoch], den 29. Juli, predigte hier in Gastern Alb. Haller d.Z. Pfarrvicar in Frutigen über Lucas XV, 12 - 32. An schönem Sommertage habe ich diese abgelegene Wildniß besucht und ihre biederen Bewohner im Begleit von Schullehrer Johannes Großen im Dorf Frutigen, von Schullehrer Abraham Großen von Kandersteg und Peter Wäfler von Winklen.

Alb. Haller, Vicar

1841
Montag], den 19. Heumonat, predigte hier der erste Seelsorger der neugeschaffenen Gemeinde Kandergrund Helferei bis 1859, G. Howald, über Ps. 104, 24 vor einem Publicum von etwa 30 Personen. Auf ihn selbst, so wie auf seine Begleiterinnen, nehmlich dessen Gattin Sophie geb. Ruprecht und Jgfr. Anna Elisabeth Geiser von Langenthal, machte sowohl der Anblick des großartigen Thales als seiner gastfreundlichen Bewohner, namentl. der Frau Maria Großen, geb. Künzi, einen recht freundlichen unvergeßlichen Eindruck. Einen lieben Begleiter und Wegweiser hatten wir an dem wackern Schullehrer Abraham Großen von Kandersteg.

[Gottl.] Howald, Hfr [Helfer]

1842
[Montag], den 8. August, predigte der Unterzeichnete über Matth. 13, 33. Es hatte sich eine Zuhörer-Zahl von etwa 40 Personen eingefunden, unter denen sich befanden Hr. Alexander v.Gravenried mit seiner Gattin Rosa geb. Gaudard, Frau M. Howald geb. Gaudard zu Thun, Hr. Ferdinand Ruprecht zu Laupen, und des Predigers Frau. Zum Zwecke des Beiwohners bei dem Gottesdienst hatten ferner sich eingefunden Hr. Ad. v.Rougemont mit seiner Gattin, in der Chartreuse, der mir für die Anschaffung eines Nachtmahlbechers für die Gemeinde Kandergrund 28 übergab!
Von dem Bäuertvogt Gilg. Steiner und seiner Familie wurden wir sehr zuvorkommend aufgenommen und aufs beste bewirthet, wofür ihnen herzlicher Dank gesagt wird. Begleitet wurden wir von den Schullehrern Abr. Großen im Kandersteg, J. Ültschi zu Mittholz, un Ryter zu Kanderbrügg. Der Herr segne dieses Thal:

G. Howald. Hfr.

1843
[Montag] den 7. Augstmonat, hielt ich die jährlich einmal wiederkehrende Gasternpredigt über Psalm 139 bei sehr schönem Wetter. Es waren 30 Personen anwesend. Herr Baumeister L. Hebler von Bern und die Schullehrer Abraham Großen und Johannes Bettschen zu Mittholz geleiteten den Prediger. Von der Familie des Bäuertvogts Gilg. Steiner sind wir recht freundlich aufgenommen worden.
Diesen Frühling und Sommer ist so häufig üble Witterung gewesen, daß man hier an einer zeitigen Kartoffelerndte gänzlich verzweifelt. Sehr häufig schneit es über die Berge, und vor 14 Tagen war das Gasternthal ebenfalls mit Schnee bedeckt.

G. Howald. Hfr.

[1844]
Im Jahre 1844 wurde hier kein Gottesdienst gehalten, nicht aus Nachläßigkeit des Predigers, sond. weil sich die Bäuert Gastern gar nicht für die Abhaltung eines Gottesdienstes aussprechen wollte. Auf Wunsch hin wird hier nachträglich bemerkt, daß der Erbauer des Pfrundhauses zu Bunderbach Hr. Ludwig Hebler, Architekt, von Bern ist, der diesen Bau mit besond. Geschick und Liebe betrieben hat. [Eingetragen nach 1845]

1845
[Montag], den 4. August, wurde hier Gottesdienst gehalten. Es waren mehr als 50 Personen da. Es wurde gepredigt über Lucas 15, 1 - 7. Wie wichtig die Rettung jedes einzelnen Sünders sei. Ich wurde begleitet von meinen Kindern Sophie und Ernst, und und Elise Howald zu Ersigen, auch von dem wackern Schullehrer Großen von Kandersteg. Der Familie des Joh. Großen beim Stein und seiner Frau Maria Künzi sage ich für die freundl. zuvorkommende Aufnahme herzlichen Dank.
Nach der Predigt prüfte ich die hier domicilirenden Schulkinder, 5 Knaben und 3 Mädchen.

1846
[Dienstag], den 11. August, wurde hier die übliche Predigt gehalten über Hebr. 13, 8. Es waren 29 Zuhörer anwesend. Begleitet wurde ich hieher von meinem Schwager Ferdinand Ruprecht von Laupen.
Am 20. Juni starb hier plötzlich der ½jährige Knabe Gilgian Künzi, Peters, beim Räumen der Steine im Kühplätzlein. Möge der Herr den schmerzlich trauernden Eltern seinen reichen Trost schenken. Dieser Sommer ist ungewöhnlich heiß. Die Erdaäpfelkrankheit droht auch hier.
Die bekannte gastfreundliche Aufnahme durch die Familie des Bäuertvogtes Johannes Grogen blieb sich auch dieß Jahr gleich, sie wird herzlich verdankt. Wie wohl thut, in dieser Abge- schiedenheit von der Welt, solch biedere ungeschminkte Zuvorkommenheit.
Gott schenke dieser Familie, sowie der ganzen Thalschaft seinen Schutz und Segen.

G. Howald. Hfr.

1847
[Montag], den 2. August, kam zum Erstenmal in dieses Thal G[ottlieb] Ziegler, neuerwählter Pfarrer von Kandergrund, in freundlicher Begleitung von Schullehrer Abraham Großen von Kandersteg, und predigte über Psalm 91, 1 & 2, es waren 34 Zuhörer. Die freundliche Aufnahme und Bewirthung seitens der Familie Johannes Großen biebt Muth öfters hieher zu komnen.

1848
[Mittwoch], den 9. August, war hier ebenfalls Predigt (über Psalm 19) [Nachtrag, siehe 1851!]

1849 und 1850 ward nicht gepredigt.

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1851
[Freitag, 1. August,] predigte über Psalm 19. Kam ohne Begleitung. Das Wasser hatte den Weg an vielen Orten verheert. Der Eggetligraben hat bedeutende Verheerungen angerichtet.
[Freitag] den 1. August, einem für den ganzen Kanton, soweit die Are lauft, Verderben bringenden Tage.

1852
[Montag], 2. August, Predigt über Psalm XXIX, 1. - 4. Vers. R. Schatzmann, Pfarrer von Frutigen. Anwesend als G[äste] G. Ziegler, Helfer, und Lehrer Abr. Großen.

1853
[Montag,] 8. August, predigte über Lucas 15, 1 - 7., anw. alle.

G. Ziegler, Hfr.

1854
wurde hier auch gepredigt von

G. Ziegler, Hfr.

1855
[Montag,] den 6. August, Predigt über Apostelgesch. XVII. 14 Tage nach dem Erdbeben, das Visp im Wallis zerstörte und hier stark verspürt wurde. G. Ziegler, Hfr. In Begleitung von G. Großen, Schullehrer in Mitholz, anwesend 40 Personen.

1856
[Montag], den 4. August, Predigt über Mt. 13, 45. Zuhörer 53, unter and. Hr. Dr. Escher, Hr. Dr. Schären med., Hr. Dr. med. Stein aus Frankfurt.

1857
[Montag], den 3. August, predigte über Psalm 90, anwesend 26 Personen, mit Gottlieb Großen Lehrer, und Christen Stoller, Ing. Knecht.

G. Ziegler, Hfr.

1858
[wurde nicht gepredigt]

1859
[Montag] 8. August, predigte über Psalm 125. J. Ziegler, Pfarrer in Messen, d.Z. Decan von Büren, begleitet von Chorrichter Joh. Großen und Lehrer Gottlieb Großen und 4 Knaben. L. Delachaux, Rud. Wild, Ernst Ziegler, seinem Knaben, Joh. Holzer und 32 S. [Seelen] bei schönem Wetter an den Selden.

1860
Ward wegen der Krankheit des Hr. Helfer Ziegler keine Predigt gehalten.
Hr. Helfer G. Ziegler, hochverdient um die Gemeinde, verstarb zu Gsteig bei Interlaken, den 21. Oct. 1860.

1861
[Dienstag] den 30. Juli, predigte zum ersten Mal hier in Gastern A. [Daniel Albrecht] Rytz, Pfarrer seit 21. Dec. 60, über Joh. X, 1 - 18, anw. 40 Personen. Die Aufmerksamkeit der Leute und ihrer Freunde an Gottes Wort giebt Muth und Freudigkeit zur Gasternpredigt.

1862
[Dienstag,] den 29. Juli, Predigt über Ap. Gesch. 17, 24, vor 35 Personen. Guter Heuet, aber Unfälle mit Vieh.

1863
[Dienstag], den 28. Juli, über Jesaj. 54, 10, vor 39 Personen, unter diesen Hr. Dr. Custer-Fueter von Aarau, Schwager des Pfarrers.

1864
[Mittwoch], den 27. Juli, über I, Johannes IV, 4, vor 43 Personen, unter diesen die Pfr. Frikart von Frutigen, Blaser von Reichenbach, Pfarrvicar E. Furer von Aeschi und Frau Pfarrer Rytz-Fueter von Kandergrund und ihre Schwester Frau Dr. [E. L.] Fetscherin-Fueter von Bern.

1865
[Freitag], den 28. Juli, über I. König. XIX, 9 - 18, vor 38 Personen, darunter die Waldschatzungscommißion, Oberbannwart Mürner und Chr. Wittwer von Reichenbach, Gem. Rath Reichen von Kandergrund, Gem. Rat Rösti von Kandersteg, Gem.Schreiber G. Großen von Mitholz.

1866
[Mittwoch], den 1. August, über Psalm CXXI, vor 41 Personen, darunter Fritz Miescher, stud.med., Ernst Miescher, stud. theol., Paul und Karl Miescher, stud. Gymn., und K. Högger, stud. theol., alle von Basel, Ed. Fueter Architekt aus Bern.

1867
[Mittwoch]‚ den 31. Juli, über Psalm LXVII, 6, 7, vor 37 Personen. Sehr schöne Witterung. Freundl. und zuvorkommende Aufnahme. Möge diese schöne Bibel weiter in solche Ehren gehalten werden und ihr Inhalt reiche Früchte zum ewigen Leben tragen.

1868
[Dienstag], den 4. August, über Psalm CXXI, 1-4, vor circa 38 Personen. H. Pfr. Thellung und dess[en] Bruder [unleserlich]; schön[es] Wetter.

1869
[Montag], den 26. Juli, über Matthäus VI, 25-34. Vorcirca 42 Personen. Wetter günstig.

1870
[...] Juli, vor circa 38 Personen, id. [Wetter ungünstig, kaum leserlich]

1871
[Dienstag], den 1. August, bei sehr schönem Wetter. Über l. Mose 28, 10 - 22. Anwesend gegen 45 Personen.

1872
Er [ster] Aug. [gestrichen] Juli: ia. [Bezieht sich auf die Bemerkung 1871 "bei schönem Wetter"], circa 20 Personen.

1873
[Donnerstag], 31. Juli, bei. herrlichem Wetter und bewunderungswürdiger Aussicht im Gasternholz, - Predigt über Matthäus 6, 25 - Ende Kap[itel]. Anwesend mit einer Familie F... [unleserlich] circa 47 Personen.

1874 und 1875
[kein Eintrag]

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1876
[Sonntag], 6. August. Über Psalm 34, 19. Abends 4 Uhr. An- wesend circa 25 Personen.

1877
[ohne Tag] August. E. Gebet. Anwesend Herr und Frau Pfarrer Grob von Hedingen, Kanton Zürich, und beim Gottes-Dienst sonst bloß 15 Personen etwa.

1878
[Dienstag], 6. August. Ueber 1. Tim. 6, 6 - 9. Anwesend über 30 Personen. Wetter gut, aber schlechter Heuet.

1879
[Freitag] 8. August, Col. 3,3. Anwes. Wetter zl. [ziemlich] gut, längere Zeit hier vorzügl. Heuwetter. 2 Familien bereits heingekehrt. Keine Predigt. Nach mehr als acht Tagen dauerndem schönen Wetter hatten die Leute trotz dem 3stündig Verschieben des Gottesdienstes noch keine Zeit zu kommen. Unter solchen Umständen hat die alte schöne [ausgewischt] keinen Zweck mehr, noch ein Weg von 8 Stunden.

[1880]
[kein Eintrag]

1881
[Montag], 25. Juli, wurde der Gottesdienst abgehalten, bei schönen Wetter etwa um halb 3 Uhr von dem dermaligen Pf.Verweser der Gemeinde Kandergrund, Pfarrer Karl Stettler in Frutigen. Anwesend ca, 55 Pers[onen], darunter 24 Kinder, auch Frau Pf[arre]r Stettler v[on] Frutigen wohnte bei. Bäuertvogt Hr. Gemeinde R[at] Jakob Reichen Gilgians sel. Text der Predigt Psalm 121, von den Bergen, von welchen uns die vollKommene Hülfe kommt. Gesungen wurde, etwas schwach, No 13, 1 und zum Schluß 72, Mögen diese schönen Gottesdienste sich noch lange erhalten, zum Heil der Seelen & zum Preis des allmächtigen & gnädigen Gottes.

K.. Stettler Pfr.

1882
Mittwoch, 9. August. Gasterenpredigt bei günstigem Wetter Nachm. 2½ abgehalten, zum 1. Mal von dem vor 4 Monaten frisch gewählten Pfarrer. Anwesend ca 30 Gasternbewohner, dazu Hr. Pfarrer Stettler von Frutigen mit Familie, die dortige Secundarschule in corpore in Begleitung von d[en] H[erren] Lehrer Mülenthaler und Beetschen. Lehrer Imobersteg aus Kardersteg Frau Reichen, Lehrerin, aus Kandersteg, die Frl. Egger, v. Allmen Rösti, Summa ca 65 Personen. Text der 104. Psalm, Lied 76. Gesang vortrefflich dank der vielseitigen wirksamen Unterstützung. Gott schütze und segne Gasteren! Auf Wiedersehen.

Fritz Stettler, Pfarrer

1883
Donnerstag, 2. August. Gasternpredigt gehalten Vormittag 11 Uhr bei schönem Wetter. Anwesend 55 Personen, darunter die Eltern des pastore loci, Hr. + Fr. Pfr. St[ettler] von Bremgarten, sowie seine Schwester Henriette St[ettler], Lehrer Imobersteg aus Kanlersteg. Wir übernachteten hier, um die Predigt am Morgen halten zu können, was den Leuten sehr angenehn ist. Text der 46. Psalm, Lied 72. Gesang ordentlich. Sehr freunilich aufgenommen! O das schöne Gastern! Lebe wohl, auf Wiedersehn!

Fritz Stettler, Pfarrer

1884
Freitag, 1. August. Gasternpredigt gehalten Vormittag 10½ Uhr über die Vergänglichkeit alles Irdischen: "Der Mensch ist in seinem Leben wir Gras. Das Gras verdorrt, die Blume fällt ab denn der Geist des Herrn bläset darein." Psalm 103, 15 - 17, l. Petrus 1, 24 - 25. Lied 133, V. 2 - 8, Anwesend ca. 60 Personen, darunter Lehrer Imobersteg v. Kandersteg, Lehrer A. v.Känel, Mitholz, sein Sohn, Lehrer im Schwandi nebst Bruder. Wetter prachtvoll, herzlich aufgenommen.
Behüt dich Gott, es ist zu schön gewesen; behüt dich Gott, es so sollen sein.

Fritz Stettler, Pfarrer

1885
Donnerstag, 30. Juli. Gasternpredigt gehalten über Psalm 103, 1 - 5 "Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er Dir Gutes gethan", Dank für den prachtvollen Somner mit seinem reichen Segen: der Heuet ist, begünstigt vom herrlichsten Wetter, sehr rasch von Statten gegangen; viele Leute sind schon abgezogen, so daß bloß ca 25 Personen sich einfanden. Ich war geleitet von Hr. Arthur v.May aus Bern; wir langten Abends zu vor an, um Vormittags predigen zu können, Die Liebe höret nimmer auf.

Fritz Stettler, Pfarrer

1886
Montag, 2. August. Gasternpredigt über Jesaias 40, 6 - 8. Vormittags 11 Uhr, bei gutem Wetter, anwesend ca 20 - 25 Personen, Zu Ehren meiner Braut, Selma Graf, welche jedoch, dem Ruf der Pflicht folgend, wieder nach Bern geeilt war, um ihre Schule am heutigen Tag wieder zu beginnen und daher nicht anwesend war, hatten die Mädchen schöne Kränze gewunden und auf der Laube, von der aus gepredigt wurde, angebracht. Auf Wiedersehn übers Jahr.

Fritz Stettler, Pfarrer

1886
Montag, 2. August. Gasternpredigt über Jesaias 40, 6 - 8. Vormittags 11 Uhr, bei gutem Wetter, anwesend ca 20 - 25 Personen, Zu Ehren meiner Braut, Selma Graf, welche jedoch, dem Ruf der Pflicht folgend, wieder nach Bern geeilt war, um ihre Schule am heutigen Tag wieder zu beginnen und daher nicht anwesend war, hatten die Mädchen schöne Kränze gewunden und auf der Laube, von der aus gepredigt wurde, angebracht. Auf Wiedersehn übers Jahr.

Fritz Stettler, Pfr.

1887
Freitag, 29. Juli, Vormittags 10 - 11 Uhr. Gasternpredigst gehalten über Psalm 104, 24: "Herr wie sind deine Werke so groß & viel, - du hast sie alle weislich geordnet & die Erde ist voll deiner Güter", Lied 72. Bei schönem Wetter waren gegen 40 Personen anwesend; darunter Frl. Lisa Graf, Frl. Emma Römer, Lehrerin; Frl. Henriette & Emilie Stettler, wiederum hatten die Mädchen die Laube, von der aus gepredigt ward, mit schönen Kränzen & frischem Grün geschmückt.

Fritz Stettler, Pfr.

1888
Freitag, 10. August, Vormittags 10 - 11 Uhr. Gasternpredigt gehalten iiber Hiob cp. 37, 1 - 13: "Der Herr spricht zum Schnee: Falle zur Erde und zu den Regengüßen, zu den Regengüßen seiner Macht" - in Erinnerung an den ungewöhnlich regnerischen Sommer, welcher die Heuernte ungemein erschwerte & verzögerte, daher auch die Predigt erst so spät gehalten wurde. Das Wetter prachtvoll. Anwesend 40 - 50 Personen, worunter etliche Touristen. Ich kam ohne Begleitung.

Fritz Stettler, Pfr.

1889
Donnerstag, 1. August Vormittags 10 - 11 Uhr, Gasternpredigt gehalten über Matth. 24, 35: "Himmel & Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht". Wetter wundervoll klar. Anwesend 55 - 60 Personen, worunter Herr Waisenvater Russi aus Thun nebst Sohn, stud. theol; die Hrn. Maler Hartmann + Steiner, Herr Lehrer Imobersteg aus Kandersteg & Ott v. Mitholz. - Ich kam in Begleitung des 9jährigen Eduard Stettler, Sohn des Fürspr. Eug. Stettler-Zündel von Bern, Abends zuvor.
Reicher Segen: das Gras so schön & dicht, wie seit m Jahren niemehr!

Fritz Stettler, Pfr.

1890
Mittwoch, 30. Juli Vormittags 105 Uhr,Gasternpredigt gehalten über Jo. 4, 13 - 15: "Das Wasser, das ins ewige Leben quillt". Nach einem Gewitter in der vergangnen Nacht hat sich das Wetter aufgehellt, der Heuet zieht sich in die Länge, die einen Leute sind bereits fertig, die andern haben noch nicht angefangen, m daher nur ca 30 Personen anwesend. - Ich kam ohne Begleitung.

F. Stettler, Pfarrer

1891
Dienstag, 4. August Vormittags 11 Uhr, ̈Gasternpredigt gehalten über Math. 5, 8: "Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen". Anwesend ca 30 - 35 Personen. Wetter sehr trübe, neblig; Heuet sehr verzögert; eine rechte Geduldprobe: Ich war begleitet von Frl. Frieda Knopf aus Bern und Herrn David Melitz aus dem Kaukasus. Wie alle früheren, so war auch dies Jahr die Aufnahme und Bewirthung sehr freundlich.

F. Stettler, Pfarrer

1892
Freitag,5. August Vormittags 10 Uhr, Gasternpredigt gehalten über 1. Mos. 8, 21 - 22: "So lang die Erde stehet, soll nicht aufhören Same&Ernte, Frost&Hitze, Sommer&Winter, Tag&Nacht". - Anwesend 30 - 35 Personen, worunter G. Müller nebst seiner Schwester Susanna, Lehrer Imobersteg & Frau, alle aus Kandersteg. - Wetter ordentlich.

F. Stettler, Pfr.

1893
Montag,7. August Vormittags 10½ Uhr, Gasternpredigt gehalten über Ps. 111, 10: "Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang". Anwesend ca 40 Personen, worunter Herr Herzig, Buchdrucker, aus Langenthal, Herr ‚stud. phil. Herzig, Frau Messerli-Luginbühl aus Bern; Frl. Wintsch, Lehrerin aus Zürich, Herr & Frau Hinnen, Photogr. aus Zürich, Frl. Wintsch, Zür[ich]. Sehr schönes Wetter, - freundlichst aufgenommen.

[Unterschrift fehlt, Handschrift Pfr. Stettler]

[Obere Hälfte leer, für spätere Nachträge: Es fehlen Einträge für die Jahre 1894, 1895, 1896, 1897 und 1898]

1899
Dienstag, den 1. August Vormittags 10½ Uhr, Gasternpredigt gehalten über Jer. 5, 24: "Lasset uns doch den Herrn, unsern Gott, fürchten, der uns Frühregen & Spatregen zu rechter Zeit giebt & uns die Ernte treu- lich & jährlich behütet." Die einzig berechtigte Furcht für den Xsten [Christen] ist die Gottesfurcht, die zu Dankbarkeit, Vertrauen & Liebe führen muß.- [am Rande:]
ca. 40 Personen.-Prächtig Wetter, mittlere Ernte, herzliche Aufnahme & Gastfreundschaft. Mich begleiteten meine l[iebe] Frau, Schwägerin Marie & Schwager Gustav, Cousine Fueter v. Basel etc. Mit Schwager Gustav besuchte ich folgenden Tags von der Gfällalp das Hockenhorn, sehr lohnend.

O. Rytz Pfr.

1900
Mittwoch, den 1. August Vormittags 11 Uhr, Gasternpredigt gehalten über 3. Mose 7, 29: "Wer dem Herrn sein Dankopfer thun will, der soll darbringen, was vom Dankopfer dem Herrn gehört." Ca 30 Personen, darunter Hr. Oberst Siegfried aus Aarau & Herr Pfr. Isler aus Basel, beide mit ihren werthen Frauen & sonstigem Gefolge. Pràchtig Wetter. Gute Heuernte. Herzliche Aufnahme. Besten Dank.

O. Rytz Pfr.


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